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Reihe: „Gewerblicher Rechtsschutz im digitalen Raum – Metaverse, Blockchain, NFT & Co“

Das Metaversum – Chancen und Risiken

Das Metaversum: Spätestens seit Mark Zuckerbergs Ankündigung, sein Unternehmen „Facebook“ in „Meta“ umzubenennen, ist es in aller Munde. Große Technologieunternehmen wie Microsoft und Google haben angekündigt, in den kommenden Jahrzehnten Milliarden in den Aufbau des Metaversums zu investieren und auch andere Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben begonnen, das Metaversum als potenziellen neuen Markt zu begreifen. Der Aufstieg des Metaversum verspricht eine neue Ära einzuläuten und die Art und Weise, wie wir miteinander interagieren, kommunizieren und Geschäfte machen, grundlegend zu verändern. Experten prognostizieren, dass das Metaversum eines Tages mehrere Billionen Dollar wert sein wird.

Aber was ist das Metaversum überhaupt?

In engsten Sinne soll mit dem Metaversum – so die Vision der großen Technologieunternehmen – ein interoperables Netzwerk virtueller 3D-Welten entstehen, in denen wir Menschen uns vernetzen, lernen, interagieren und auch Geschäfte machen können. Einfach ausgedrückt ist das Metaversum also die Weiterentwicklung des Internets, wie wir es heute kennen. Das Internet wird dreidimensional und anstatt Inhalte an Computer- oder Handybildschirmen zu konsumieren, soll es uns möglich sein, mit Hilfe von Virtual-Reality-Brillen unmittelbar in diese Inhalte einzutauchen.

Statt also auf dem Bildschirm unseres Computers oder Mobiltelefons durch die Online-Shops unserer Lieblingsgeschäfte zu scrollen, könnten wir beispielsweise mit unserem Avatar, der mit unseren Nahtlängen, Schulter- und Hüftmaßen programmiert ist, durch die virtuellen Läden dieser 3D-Welten schlendern, Kleider virtuell anprobieren und dann nach Hause liefern lassen. Oder anstatt um die Welt zu reisen, um Geschäftspartner oder Freunde zu treffen, oder sie nur über Zoom-Meetings und FaceTime zu sehen, könnten wir sie in virtuelle Büros und virtuelle Räumen einladen.

Zugegeben, das klingt mehr nach Fiktion als nach Realität, und tatsächlich gibt es das Metaversum in dieser Form nicht. Zumindest noch nicht. Denn während sich die Experten noch darüber streiten, wann das Metaversum tatsächlich kommen wird, sind sich wohl alle einig, dass wir uns längst auf dem Weg in dieses „Metaversum-Zeitalter“ befinden.

Tatsächlich existieren bereits jetzt eigenständige – d.h. nicht interoperable – virtuelle 3D-Welten, die man vielleicht am besten als „Metaverse-Prototypen“ bezeichnen kann. Zu nennen sind dabei beispielsweise Gaming-Plattformen wie Roblox und Fortnite, die längst nicht mehr nur zum Spielen, sondern auch dazu genutzt werden, einfach mit Freunden „abzuhängen“ oder neue Kontakte zu knüpfen. Auf der Gaming-Platform Fortnite werden beispielsweise regelmäßig virtuelle Konzerte veranstaltet, z.B. von der Sängerin Adriana Grande oder dem Rapper Travis Scott, und virtuelle Waren vertrieben.

Was für Chancen bieten sich für Unternehmen?

Das Metaversum eröffnet Unternehmen einen völlig neuen Markt mit enormen Wachstumsmöglichkeiten. Der Verkauf von virtuellen Waren oder virtuellen Dienstleistungen bietet eine neue Einnahmequelle. Dabei sind im Gegensatz zu physischen Gütern für virtuelle Güter keine Rohstoffe, keine teuren Herstellungsprozesse und kein physischer Vertrieb erforderlich. Dadurch sind die Produktions- und Vertriebskosten deutlich niedriger, was hohe Gewinnmargen ermöglicht. Das Konzert von Travis Schott auf der Gaming-Plattform Fortnite dauerte beispielsweise gerade mal acht Minuten, erzielte aber einen Umsatz von rund 20 Mio. USD. Teilweise werden für virtuelle Güter sogar höhere Preise erzielt als für ihre realen Pendants. So wurde beispielsweise eine virtuelle Gucci-Handtasche auf der Gaming-Plattform Roblox für 4.000 USD verkauft, während das reale Pendant für 3.400 USD über den Ladentisch geht.

Das Aufkommen des Metaverse stellt für Unternehmen zudem eine große Chance dar, eine neue und vor allem jüngere Verbrauchergruppe zu erschließen. Denn gerade Kinder und junge Erwachsene – die so genannten „Digital Natives“ – sind die ersten, die sich mit diesem neuen Medium beschäftigen. Die Gaming-Plattform Roblox beispielsweise hat rund 50 Millionen tägliche Nutzer, 67% davon sind unter 16 Jahre alt. Diese Bevölkerungsgruppe birgt ein immenses Potenzial, denn sie sind die Kunden der Zukunft, und zwar nicht nur in virtuellen Welten, sondern auch in der realen Welt.

Darüber hinaus überwindet das Metaversum physische Grenzen und ermöglicht es Unternehmen, ein globales Publikum zu erreichen, ohne an einen Ort gebunden zu sein und bietet Unternehmen eine neue und immersive Möglichkeit, mit ihren Kunden in Kontakt zu treten. Durch virtuelle Umgebungen können Unternehmen interaktive Erlebnisse, virtuelle Veranstaltungen und personalisierte Interaktionen schaffen, die zu einer stärkeren Kundenbindung und -loyalität führen.

Wo liegen die Risiken?

Während das Metaverse also spannende Möglichkeiten für Unternehmen bietet, birgt es auch gewisse Risiken und Herausforderungen, die Unternehmen unbedingt berücksichtigen sollten, wenn sie sich in diese neue digitale Welt begeben.

Da das Metaversum nutzergenerierte Inhalte und virtuelle Erlebnisse ermöglicht, besteht die Gefahr der Verletzung und des Missbrauchs eigener gewerblicher Schutzrechte. Dies kann die unbefugte Nutzung von Marken, urheberrechtlich geschütztem Material oder patentierten Technologien innerhalb des Metaversums umfassen.

Beim Eintauchen in das Metaversum sollten Unternehmen außerdem sicherstellen, dass sie selbst die entsprechenden gewerblichen Schutzrechte für die jeweiligen virtuellen Aktivitäten besitzen oder übertragen bekommen. Eine wesentliche Aufgabe besteht also beispielsweise darin, die neu entstehenden Schutzrechte an den geschaffenen virtuellen Gütern zu identifizieren und sich diese von den digitalen Designern übertragen zu lassen.

Darüber hinaus variieren die Gesetze und Vorschriften zum geistigen Eigentum und zum unlauteren Wettbewerb von Land zu Land. Das Metaversum ist jedoch eine globale und dezentralisierte Umgebung ohne nationale Grenzen. Dies kann zu Herausforderungen bei der Durchsetzung von Rechten an geistigem Eigentum in verschiedenen Rechtssystemen und Gerichtsbarkeiten führen und rechtliche Risiken mit sich bringen, z.B. im Zusammenhang mit unlauterer Werbung.

Unternehmen sind daher gut beraten, sich über die Bedeutung des Metaversums im Klaren zu sein und bereits jetzt proaktive Schritte zum Schutz ihrer gewerblichen Schutzrechte und zur Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen in diesem neuen digitalen Raum in Erwägung zu ziehen.

Mit diesen einzelnen rechtlichen Aspekten werden wir uns in den kommenden Monaten in weiteren Artikeln in der Reihe „Gewerblicher Rechtsschutz im digitalen Raum – Metaverse, Blockchain, NFT & Co.“ beschäftigen. Der nächste Artikel „Gewerblicher Rechtsschutz: Das Metaversum – wie schütze ich meine Markenidentität in der virtuellen Welt?“ ist bereits online.

Hier finden Sie die weiteren Teile unserer Reihe „Gewerblicher Rechtsschutz im digitalen Raum – Metaverse, Blockchain, NFT & Co“:

Das Metaversum – wie schütze ich meine Markenidentität in der virtuellen Welt?

Das Metaversum – drei wichtige Tipps für Unternehmen zur Vermeidung von eigenen Rechtsverletzungen

 

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