VW-Konzern: Eine Partnerschaft zum Wohlfühlen?
Mit hoher Loyalität haben sich die Partner des VW-Konzerns in der Abgaskrise um die Kunden gekümmert und tun das noch immer - aber gedankt wird es ihnen nicht. Man sollte doch eigentlich meinen, dass es gerade in einer solchen Krisenzeit - und es ist tatsächlich eine Krise - angezeigt wäre, zusammenzurücken. Das lässt sich aber nur auf Handelsseite festzustellen, die Herstellerseite tut nichts in dieser Richtung. Dabei wäre es doch angesagt, die Partner zu umarmen, die so loyal zu den Marken stehen, und vielleicht auch einmal „Danke" zu sagen. Die Realität sieht indes anders aus: Schon auf der ersten Mitgliederversammlung nach Bekanntwerden von Dieselgate konnte sich der Vertriebsverantwortliche des Konzerns nicht einmal dazu durchringen, sich bei den Vertragspartnern für die entstandene Misere zu entschuldigen.
Aufwendungen, die jeder einzelne Vertragspartner sowohl in zeitlicher als auch in finanzieller Hinsicht erbringt, um seine Kunden zu beruhigen und zu motivieren, ignoriert der Hersteller zudem vollständig.
Aber auch sonst lässt der Konzern alle Umgangsformen missen: Allen voran der Hersteller Audi, der sich wegen einer vermeintlichen Umstrukturierung geradezu unsäglich gegenüber seinen Partnern verhält. Dazu zwei Beispiele: Ein Audi-Händlerkollege ruft den anderen an, um zu fragen, wann er denn endlich aufhöre - sicher habe Audi schon mit ihm gesprochen. Der weiß jedoch von nichts, bekommt aber im Lauf des Jahres noch zwei weitere Anrufe von dem Händlerkollegen, bis sich Audi schließlich dazu herablässt, einmal selbst mit dem betroffenen Partnern zu sprechen - um ihm zu kündigen. Das zweite Beispiel: Der Audi-Partner findet zwei Straßen weiter ein Bauschild, das daraufhin weist, dass dort ein neuer Audi-Betrieb entsteht. Er ruft bei dem Audi-Partner an, der ihm mitteilt, ihm sei das Gebiet nun zugewiesen worden, da der anrufende Audi-Partner nicht bereit gewesen sei, zu investieren. Nur: Mit diesem Audi-Partner hat niemand gesprochen! Auf eine Entschuldigung von Audi für ein derartig unpartnerschaftliches Verhalten warten die betroffenen Händler noch heute.
Nicht viel besser verhält man sich im Konzern bei Kundenrechtsstreitigkeiten, die im Zusammenhang mit Dieselgate stehen: Der Partner erhält zwar die Zusage, dass man ihn von den Kosten des Rechtsstreits freistellt. Zeit und sonstigen Aufwand für den Partner erstattet VW jedoch nicht. Und schon gar nicht erklärt der Konzern, dass er ein Fahrzeug, das der Händler gegebenenfalls aufgrund eines Urteils zurücknehmen muss, auch mit entsprechender Entschädigung zurücknimmt. Zudem sind die Partner, wenn Kunden nur sie selbst und nicht noch zusätzlich den Konzern verklagen, aus Rechtsgründen gezwungen, dem Hersteller den Streit zu verkünden - was wiederum dort großes Missfallen erregt. Obwohl doch der Hersteller selbst die Klagen verursacht hat.
Aber auch im Übrigen liegt den Konzernverantwortlichen der Gedanke fern, ihre Partner zu umarmen: Als im Januar 2017 das Gerücht aufkam, es werde bald neue Verträge geben, verneinte Volkswagen dies strikt und wies jede Anfrage von Presseorganen ärgerlich zurück. Nicht einmal zwei Monate später räumt dann Herr Zahn in einem Interview ein, dass man vielleicht doch über neue Verträge nachdenke. Tatsächlich ist man weit über das „Nachdenken" hinaus: Dem Vernehmen nach sollen neue Audi-Verträge bereits im Herbst, neue VW-Verträge spätestens im Frühjahr 2018 kommen. Was soll diese Lügerei? Stellt man so dringend notwendiges Vertrauen wieder her? Ist vielleicht irgendwie in Vergessenheit geraten, dass der Handel an der Krise nun wirklich nicht schuld ist?
Fazit: Eine geänderte Umgangskultur wäre gleichermaßen angesagt wie auch eine partnerschaftliche Unterstützung. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
17. Oktober 2017