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Lars Feld bei FGvW: Chancen und Risiken der Trump Economy

Am Mittwoch, den 20. Februar 2017, war der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsweise Professor Dr. Lars Feld zu Gast bei FGvW, um über Chancen und Risiken für die deutsche und europäische Wirtschaft unter einer Präsidentschaft Donald Trumps zu sprechen. Geladen hatten gemeinsam mit FGvW die bwcon, das Carl-Schurz-Haus Freiburg, die Reinacher Europadialoge und die SÜDVERS-Gruppe.

Offensichtlich ein hochaktuelles Thema, mehr als 200 Zuhörer waren der Einladung in das Freiburger Büro von FGvW gefolgt. Nach einer Begrüßung durch unseren Partner Gerhard Manz ordnete Feld die Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten zunächst politisch ein: Einerseits habe ein amerikanischer Präsident durch das System der Checks and Balances weniger Schadenspotenzial als hierzulande oftmals dargestellt. Andererseits dürfe man sich in Europa aber auch nicht der Illusion hingeben, die Präsidentschaft Trumps sei bereits nach wenigen Wochen auf dem Weg zu einem frühen Ende. Trump habe zwar nicht die Mehrheit der Wählerstimmen erringen können, wohl aber eine überwältigende Mehrheit der Wahlkreise gewonnen. Die Stärke seiner Gegnerin Clinton lag in den großen Städten und Ballungszentren, Trump aber sei in der Wählerschaft außerhalb dieser fest verwurzelt. Deswegen – und wegen der hohen juristischen Anforderungen – sei es gewagt, auf ein baldiges Impeachment zu hoffen.

Natürlich stehe einiges auf dem Spiel. Trump habe schließlich während des Wahlkampfs keinen Hehl aus seinen Plänen gemacht: Protektionismus, Begrenzung der Zuwanderung, Abschiebungen, eine Lockerung der Finanzmarktregulierung, Reagan’sche Steuersenkungen in Kombination mit einer Erhöhung der Staatsverschuldung, Kündigung internationaler Klimavereinbarungen sowie eine Deregulierung in wichtigen Wirtschaftszweigen. Feld riet jedoch zur Besonnenheit und nahm sich die vermeintlichen Bedrohungen für die Weltwirtschaft Stück um Stück vor.

So sei etwa eine Wiederbelebung des protektionistischen Nationalismus des auslaufenden 19. Jahrhunderts schlicht nicht mit den Regeln der WTO vereinbar. Und dass Steuersenkungen plus Staatsverschuldung nicht Wirtschaftswachstum bedeuten, sei historisch hinreichend belegt. Für Vorhaben in Gesetzesform benötige Trump außerdem Mehrheiten; bislang habe er die ersten Wochen seiner Administration im Wesentlichen über präsidentielle Dekrete regiert. Die Kündigung internationaler Abkommen oder langfristige Umsetzung innenpolitischer Veränderungen seien daher nicht von jetzt auf gleich zu erwarten.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte Feld dem Vorwurf Trumps, Deutschland blute mit seinem Leistungsbilanzüberschuss seine Handelspartner aus. Feld wandte sich zunächst dem Euro-Raum zu und zeigte auf, dass Deutschland seine Exportüberschüsse gegenüber den anderen Ländern im Euro-Raum in den letzten zehn Jahren erheblich reduziert habe. Problematisch bleibe das Verhältnis zu Frankreich, was aber weniger an der deutschen, als an der dortigen Wirtschaft liege. Feld betonte, ein Exportüberschuss sei letztlich eine Kreditgewährung einer Volkswirtschaft an die andere. Der erhebliche Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands gegenüber den USA lasse sich daher auch als Kreditvergabe an eine Nation verstehen, die ihren Konsum nach wie vor auf Pump finanziere. Nach der Aufgabe des festen Bretton-Woods-Wechselkurssystems hätten die USA zur Finanzierung schlicht Geld gedruckt.

Einen weiteren Schwerpunkt in seinem Vortrag setzte Feld bei den republikanischen Plänen für eine Reform der Unternehmenssteuer. Unter dem Kürzel DBCFT werde eine Abschaffung der einkommensbasierten Körperschaftsteuer zugunsten einer Cash-Flow-basierten Besteuerung diskutiert, die Importe auf Bruttobasis versteuert, Exporte hingegen bei unverminderter Gewährung eines Abzugs für lokale Produktionskosten steuerfrei stellt. Die Idee bestehe also, grob vereinfacht, darin, Importe, nicht aber Exporte zu besteuern. Ein solches Modell ist nach Auffassung von Feld geeignet, um internationale Investoren anzuziehen, benachteilige dabei allerdings große US-Multinationals, die ihre (vor allem in der EU gezahlten) Steuern in den USA weder anrechnen noch abziehen könnten. Ein Nebeneffekt sei, dass damit weniger Geld in Schwellenländer fließe.

Zum Abschluss seines Vortrags zog Lars Feld ein eher positives Fazit. Aus deutscher Sicht müsse man sich keine allzu großen Sorgen vor den dargestellten Trumponomics machen. Er habe nicht den Eindruck, dass deutsche Unternehmer sich von der politischen Großwetterlage abschrecken ließen; dazu gebe es auch derzeit noch keinen Anlass, eine Deregulierung des US-Marktes bringe immer auch Chancen. Zuletzt brach Feld noch eine Lanze für den globalen Freihandel. Dieser habe gerade in den Entwicklungsländern in den letzten Jahrzehnten viel Armut beseitigt. Eine Renationalisierung der Wirtschaftspolitik steht dem diametral entgegen. Dass Trump ebenfalls ein Gegner des globalen Freihandels sei, möge hoffentlich den einen oder anderen TTIP-Gegner veranlassen, seine Position noch einmal zu überdenken.

Kontakt: Dr. Barbara Mayer

 

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