Zum Verschenken oder selbst lesen: Vorweihnachtliche Büchertipps von FGvW

Wir haben zu Weihnachten – ob zum Selbstkonsum oder zum Verschenken – wieder eine kleine Auswahl an Büchern für Sie gelesen, die irgendwie mit uns, also mit Recht und Wirtschaft verbunden sind. Vielleicht haben Sie daran das gleiche Vergnügen wie wir.

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Konklave
Robert Harris, erschienen bei Heyne

Der Meister der Erzählung. Robert Harris hat sich von der Geschichte bis zur Finanzkrise („Angst“) alles vorgenommen und brilliert auch jetzt wieder mit Detailrecherchen, die den Leser unmittelbar ins Geschehen katapultieren. Hier gilt ein anderes Recht. Das Recht der Kirche. Wir befinden uns im Vatikan, Papst Franziskus (heißt natürlich anders) ist tot und die Kardinäle müssen einen Nachfolger wählen. Intrigen, interessengetriebene Rechtsauslegung, Geschäftsordnungen, undurchsichtige Konten bei der Vatikanbank, ein bisschen Terror, unendlich viel Reichtum und viel Heiligkeit. Realer kann die Fiktion kaum sein. Und das alles in einem räumlichen Bereich von 500 Metern, zwischen dem Gästehaus Santa Marta und der Sixtinischen Kapelle. Wer sich wohl in der Hauptversammlung der Kardinäle durchsetzt? Ein Buch für alle – Verschwörungstheoretiker, Rom-Liebhaber, gläubige Katholiken und gelebte Atheisten.

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Nussschale
Ian McEwan, erschienen bei Rowohlt

Wie schlimm wäre ein Brexit in der Literatur. Auch Ian McEwan schreibt – immer wieder und immer auf höchster Ebene der Spannung und Unterhaltung. Mit der Aufnahme des Motivs des Brudermordes aus dem Hamlet ehrt er zugleich im Shakespeare Jahr einen weiteren Briten. Erzählt wird die Geschichte von Liebe und Verrat, von Liebschaften und den folgenden Dramen aus dem Blickwinkel eines Fötus, im Bauch der Mörderin. Der Spiegel beschreibt diesen zutreffend als „Fötus auf dem Niveau eines Oxfordabsolventen“. Dem gilt es nichts hinzuzufügen, außer der Tatsache, dass es McEwan wieder einmal gelingt, eine Welt zu beschreiben, die aus den Fugen geraten ist. Mit vielen aktuellen Fragen, gerade für Europäer, und dem steten „Recht und Unrecht“-Phänomen.

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Made in Germany – Große Momente der deutsche Wirtschaftsgeschichte
Massimo Bognanni, Sven Prange, erschienen im campus-Verlag

Leichtfüßig und zugleich spannend stellen die Autoren Deutsche Wirtschaftsgeschichte dar. Vom Zollverein, über die großen deutschen Industriellen, mit rühmlicher oder unrühmlicher Vergangenheit, bis hin zu den Skandalen der Neuzeit und sich selbst überschätzenden Managergrößen. Ein Versuch, der auf den knapp 230 Seiten gut gelungen ist, um das eigene Halbwissen mit einem weiteren Vierteil zu füllen. Den Rest darf der Leser dann selbst vertiefen und wird dazu sogar hinreichend animiert. Für den gescheiten Smalltalk vor schwierigen Verhandlungen oder den gepflegten Diskurs unter Kollegen eine wohltuende Grundlage. Und manchmal ist man beim Blick auf die „gute alte Zeit“ geneigt, zur Zigarre und zum schweren Rotwein zu greifen, um weiter zu lesen. Schon dafür hat es sich gelohnt!

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Bühlerhöhe
Brigitte Glaser, erschienen bei Ullstein

Ein wenig Lokalkolorit gestatten wir uns auch. Im Schwarzwald thront die Bühlerhöhe – leider zur Zeit und wohl noch auf absehbare Zeit verwaist und leerstehend. Es führt uns aber zu manchem Wirtschaftslenker der frühen Bundesrepublik zurück – also wieder zu Zigarre und Rotwein. Diesmal allerdings – wir schreiben das Jahr 1952 – kommt Bundeskanzler Konrad Adenauer für einige Zeit „auf die Höhe“. Dort soll ein Attentat auf ihn verübt werden. Unter den Wipfeln des Schwarzwaldes ist es der israelische Geheimdienst, der einen Geheimauftrag dort ausführt und auf die liebreizende, aber gefährliche Hausdame des Nobelhotels trifft. Jeder der Protagonisten lebt in dieser beschaulichen, harmlosen Landschaft des Schwarzwaldes seinen eigenen Auftrag. Vertrauen tun sie weder der Atmosphäre noch dem jeweils anderen. Macht, Geschäfte und zwei starke Frauen in einer Männerwelt.

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