Indien-Update: „Resident Directors“ (In Indien ansässige Geschäftsführer)
und der 2014-15 Haushalt

Resident Directors

Paragraf 149(3) des Indischen Companies Act schreibt vor, dass jede indische Gesellschaft zumindest einen Geschäftsführer haben muss, der im vergangenen Kalenderjahr (in der Sprache des Indischen Companies Act, dem „previous calendar year“) für einen Zeitraum von nicht weniger als 182 Tagen in Indien ansässig war. Da diese Vorschrift verschiedene Interpretationen zulässt, gingen zahlreiche Nachfragen mit der Bitte um Aufklärung in Bezug auf die Anwendbarkeit der Vorschrift auf das laufende Kalender- und Geschäftsjahr bei der indischen Regierung ein.

In General Circular No. 25 / 2014 vom 26. Juni 2014 erläuterte die indische Regierung dass die Ansässigkeitspflicht („residency requirement“) ab dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Paragrafen 149 des Indischen Companies Act am 1. April 2014 zu berechnen ist. Das erste „vergangene Kalenderjahr“ („previous calendar year“), für das die Vorschrift angewendet werden muss, ist demnach das Kalenderjahr 2014, und der anzuwendende Zeitraum die verbleibenden Monate desselben Jahres, mit anderen Worten der 1. April bis zum 31. Dezember 2014. Dementsprechend müssen Geschäftsführer für das Kalenderjahr 2014 anteilig an mindestens 136 Tagen in Indien ansässig sein, um die Vorschriften des Paragrafen 149(3) einzuhalten.

Gesellschaften die im Zeitraum vom 1. April 2014 bis zum 30. September 2014 gegründet wurden bzw. werden, müssen zum Zeitpunkt der Gründung oder spätestens sechs Monate nach der Gründung einen in Indien ansässigen Geschäftsführer („resident director“) haben. Gesellschaften die nach dem 30. September 2014 gegründet werden, müssen zum Gründungsdatum einen in Indien ansässigen Geschäftsführer aufweisen.

Der Haushalt für 2014-15

Der indische Finanzminister Arun Jaitley hat am 10. Juli 2014 den indischen Haushalt („Indian Union Budget“) für 2014-15 dem Parlament vorgestellt. Die wichtigsten Punkte für Einzelpersonen und Kleinanleger können wie folgt zusammengefasst werden:

• Anhebung der Einkommenssteuerfreibetragsgrenze von Rs 2 Lakhs auf Rs 2,5 Lakhs;
  
  
• Anhebung der Einkommenssteuerfreibetragsgrenze für Senioren von Rs 2,5 Lakhs auf Rs 3,0 Lakhs;
  
  
• Anhebung der Investitionsgrenze gemäß Paragraf 80C für Steuervorteile von Rs 1 Lakh auf Rs 1,5 Lakhs;
  
  
• Anhebung des Steuerfreibetrags auf den Zinsanteil von Wohnbaukrediten von Rs 1,5 Lakhs auf Rs 2 Lakhs;
  
  
• Aufstockung des Annual Public Provident Fund (PPF) von Rs 1 Lakh auf RS 1,5 Lakhs;
  
  
• Einführung eines speziellen kleinen Sparplans, u.a. um das Sparen für Ausbildung zu fördern;
  
  
• Vorschlag für die Einführung eines  sog. „single demat account“ für alle Arten von Finanztransaktionen;
  
  
• Vorschlag zur Einführung von standardisierten KYC-Regeln und einem einheitlichen KYC-System für die gesamte Finanzbranche (KYC = „know your customer“);
  
  
• Einführung eines vereinheitlichten Pensionskontensystems des staatlichen Pensionsfonds EPFO („Employees‘ Provident Fund Organisation“) zwecks Sicherung der Mobilität des Pensionsfonds;
  
  
• Bereitstellung von günstigeren Wohnungsbaukrediten sowie Steuervergünstigungen für einkommensschwache Haushalte (sog. „low income groups“);
  
  
• Anhebung des FDI-Level im Sektor Versicherung von 26% auf 49%, um eine flächendeckende Versicherung voranzubringen; und
  
  
• Anhebung der langfristigen Kapitalertragssteuer auf Debt Mutual Funds von 10% auf 20% (die Haltedauer soll von 12 Monaten auf 36 Monate angehoben werden).

Zum besseren Verständnis der in „Lakh“ ausgedrückten Beträge sei erwähnt, dass ein Lakh (auch Lac, Abkürzung L) eine Einheit des südasiatischen Zahlensystems ist und der Zahl Hunderttausend (100.000) entspricht (geschrieben als 1,00,000). Sie wird in Indien, Pakistan, Bangladesch, den Malediven, Nepal, Sri Lanka und Myanmar sowohl in offiziellen als auch anderen Bereichen benutzt und findet häufig in indischem Englisch Verwendung.

Abschließend sei am Rande noch bemerkt, dass Arun Jaitley‘s oben erwähnte Haushaltsrede 2 Stunden und 5 Minuten gedauert hat (und 44 Seiten lang war), womit angeblich der Rekord für die längste indische Haushaltsrede aller Zeiten aufgestellt wurde. Es bleibt abzuwarten, ob der Haushalt für 2014-15 das Papier wert ist, auf dem die Rede geschrieben steht.

Gerhard Manz, Gundo Haacke