Angesichts der Wirtschaftskrise in Europa investieren europäische Unternehmen verstärkt in Schwellenländern. Allein in Brasilien haben sich ausländische Investitionen gegenüber dem vergangenen Jahr verdreifacht. Nach Angaben der brasilianischen Zentralbank erhöhten sich die direkten Investitionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 7,9 Mrd. US-Dollar auf 23,4 Mrd. US-Dollar.

Europäische Unternehmen profitieren insbesondere von wirtschaftlichen Förderprogrammen der brasilianischen Regierung, wie etwa dem „PAC" - Programa de Aceleração do Crescimento Econômico (Wachstumsbeschleunigungsprogramm für Infrastruktur) und dem Boom im Immobiliensektor. 

Nach Expertenangaben ist Brasilien aufgrund seiner politischen Stabilität und vergleichsweise geringen Anfälligkeit für Korruption für europäische Unternehmen der attraktivste Investitionsstandort unter den BRICS-Staaten.

Europäische Unternehmen haben allein in diesem Jahr bereits in 13 unterschiedlichen Wirtschaftssektoren jeweils über 1 Mrd. US-Dollar investiert. Die größten Investitionen betreffen die Bereiche Energiewirtschaft, Einzelhandel, Lebensmittel, Bergbau, metallverarbeitende Industrie, Öl und Gas, Steine und Erden, Versicherungswirtschaft, Pharmazie, EDV sowie Ausbildung und Infrastruktur. Unternehmen wie Orange, Luis Vuitton, Citroën und Shell planen, noch in diesem Jahr in großem Umfang in Brasilien zu investieren.

Nach Einschätzung von brasilianischen Investmenthäusern sind europäische Unternehmen vor allem an weiteren Investitionen im Energiesektor und in die Flughafeninfrastruktur interessiert. Allerdings bestehen nach wie vor einige gesetzgeberische Investitionshemmnisse, die abgebaut werden sollten, um verstärkte Engagements in diesen Bereichen attraktiver zu machen.

Die brasilianische Denkfabrik „FGV" - Fundação Getulio Vargas weist auf das Ergebnis einer von ihr durchgeführten Studie hin, in der die Geschäftschancen untersucht wurden, die sich durch die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 ergebend. Die Studie nennt 456 Geschäftschancen in sieben Wirtschaftsbereichen: Agrarindustrie, Holzverarbeitung und Möbel, Textil, Tourismus, verarbeitende Industrie, Dienstleistungen sowie Informations- und Kommunikationstechnik. Die Studie kündigt zudem weitere Ergebnisse zu Geschäftschancen in den Bereichen Einzelhandel und Bauwirtschaft an.

Ein besonderes Augenmerk der Studie gilt dem Technologiesektor, in dem 80 verschiedene Geschäftschancen benannt werden, gefolgt von der Agrarindustrie und dem Tourismus-Sektor. Es wird geschätzt, dass sich allein im Bundesstaat São Paulo für über 150.000 Unternehmen neue Geschäftschancen durch die Weltmeisterschaft ergeben werden.

Gerhard Manz, Dr. Barbara Mayer 

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