Last-Minute-Geschenkideen von Carsten Laschet: Büchertipps für Juristen und Nicht-Juristen

Für Kurzentschlossene stellen wir hier noch ein paar Bücher vor, die in irgendeiner Form mit unserer Tätigkeit als Anwältinnen und Anwälte zu tun haben. Vielleicht haben Sie gleiches Lesevergnügen wie wir:

ein untadeliger mann.jpg

Ein untadeliger Mann
Jane Gardam, erschienen beim Hanser-Verlag

Der Protagonist dieses Werks ist hochangesehener Anwalt, allerdings nicht in einem der Büros von Friedrich Graf von Westphalen, sondern im London des 20. Jahrhunderts. Er gehört der englischen Oberschicht hat und ist in London wie auch in den asiatischen Kronkolonien tätig. Der Roman wagt einen Rückblick auf das Leben des Protagonisten: Kindheit weit weg von den Eltern, die im diplomatischen Dienst in Asien sind, Aufzucht in strenger Internatsgesellschaft sowie die daraus resultierende Prägung eines späteren anwaltlichen Lebens. Nicht frei von Sorgen, begleitet von unerfüllten Wünschen, einer großen Liebe und zugleich Einsamkeit bekommt jeder Leser, der nur den Hauch einer anglophilen Ader in sich trägt, den Virus des Buches schnell zu spüren - britischen Humor gleich eingeschlossen. Selten wird persönliche, gesellschaftliche und auch politische Geschichte so unaufdringlich und zugleich bildend übermittelt. Zudem ein sprachlicher Genuss.

immer das geld.jpg

Immer das Geld - Ein kleiner Wirtschaftsroman    
Hans Magnus Enzensberger, erschienen bei Suhrkamp

Wer es gerne skurril hat, für den ist der neue Enzensberger genau das Richtige. Tante Fé erklärt die Welt - so hätte das Buch auch heißen können. Weder literarisch noch wirtschaftswissenschaftlich preisverdächtig, gelingt es dem Schreiber dennoch, den Leser zu fesseln. Denn die über 80-Jährige Tante, die alles erlebt zu haben scheint, erklärt ihren Nichten und Neffen die Inflation, die Gier, das Kreditwesen, konjunkturelle Erscheinungen, Kartelle und weiß Gott was noch alles. Aktiengeschäfte dürfen ebenso wenig fehlen wie Volksweisheiten, dazwischen ein paar schöne Illustrationen. Für diejenigen, die nicht verstehen, warum die Aktien kurz nach dem Kauf heruntergehen und entgegen aller wissenschaftlichen Analysen es doch immer anders kommt, als man dachte, schenkt einem Enzensberger ein paar Stunden Selbsterkenntnis. Und wer es gerne noch mit richtig Inhalt füllen will und auch eine Botschaft zu haben - der darf raten, wo Tante „filthy rich" am Ende landet.

eine korsische gaunerei.jpg

Eine korsische Gaunerei    
Peter Mayle, erschienen im Blessing-Verlag

Bei Anwälten dürfen das Verbrechen und die Kriminalistik nicht fehlen. Auch dies geht mit Genuss. Sind die Anglophilen schon beglückt worden, kommen hier die frankophilen Geister auf ihre Kosten. Es sind Russen, die sich gerne das schönste Haus (eher Schloss) von Marseille beschaffen wollen - mit allen Mitteln und auch Gewalt; weil sie es einfach gerne hätten! Der amerikanische Anwalt Sam Levitt hilft seinem Freund und Eigentümer, einen Geheimplan zur Verteidigung aufzusetzen, der auch die korsische Unterwelt in Gang setzt. Neben der Kriminalspannung bekommt der Leser Lust, sofort zu verreisen. Denn kaum einer kann über Wein und Essen, über Lebensgenuss und -kunst so leicht schreiben wie der Autor. Und so spannend es auch wird: Gegessen und getrunken wird immer vom Besten - und das auf knapp 220 Seiten, die zügig gelesen sind.

schwankender westen.jpg

Schwankender Westen - Wie sich ein Gesellschaftsmodell neu erfinden muss
Udo di Fabio, erschienen bei C.H. Beck

Als ehemaliger Verfassungsrichter und Jura-Professor ist der Autor sicherlich einer der präsentesten juristischen Autoren des Landes, der sich auch in die Gesellschaftspolitik einmischt. Die aktuellen Krisen könnten kaum aktueller in einem Buch erfasst werden: Europakrise, Flüchtlingskrise, Vertrauenskrise. Der sog. Westen steht vor harten Bewährungsproben und mit Beachtung der Warnung vor Selbstüberschätzung und dem Ratschlag zur Demut wäre manches vielleicht verhindert worden. Di Fabio setzt einen Kompass und regt zum Nachdenken an - ohne der Illusion zu verfallen, dass es schnelle Lösungen gibt. Wünschenswert wäre zwar, wenn es stellenweise sprachlich etwas klarer wäre und er sein Markenzeichen deutlicher Worte hervorheben würde. Bei einem Glas gescheiten Rotweins und mit Ruhe lädt das Buch mehr als zum Nachdenken ein. 

the new york times.jpg

The New York Times 36 hours - 125 Wochenenden in Europa    
Barbara Ireland (Hrsg.) - erschienen im Taschen-Verlag

Letztes Jahr noch ein Geheimtipp - jetzt an fast jedem Flughafen und Bahnhof erhältlich in neuer Auflage. In wundervollem Leineneinband leitet das Buch die (Kurz-) Reisewilligen in 125 Destinationen von Europa, plant ihnen ein verlängertes Wochenende durch und gibt durchaus nicht nur Hinweise, die überall zu lesen sind. Im Gegenteil: Manchmal vermisst man das, was man eigentlich sehen sollte, wenn man noch nie in London, Paris oder Berlin war. Wer aber die kleinen Städte besucht, bekommt einen erhabenen ersten Überblick und erquickliche Inspirationen. Auch für Geschäftsreisende eine Lektüre, die an manchem Orte weg von der Hotelbar und hinein ins Leben lotst. Und für die, die das Buch schon kennen oder denen Europa stets zu klein ist - zwischenzeitlich liegen in deutscher Sprache die Pendants für Lateinamerika & die Karibik, Asien & Ozeanien und USA & Kanada vor.

smalltalk.jpg

Smalltalk - Die Kunst des stilvollen Mitredens    
Alexander von Schönburg, erschienen beim Rowohlt-Verlag Berlin

Wer sich regelmäßig am Boulevard erfreut, dem wird der Autor bekannt sein. Selbst blaublütigster Spross und Journalist, ist er das, was man einen „Gesellschaftsreporter" nennt. In seinem Buch ackert er eine wunderbare Themenpalette ab, die als Leitfaden für Party - und Dinner-Gespräche dienen kann. Das Buch ist bildend, weil viele Anekdoten und Erklärungen zu Kunst, Kultur, Kirche, Emanzipation etc. dargetan werden. Kategorisiert in Pauschalthemen (gehen immer), Jokerthemen (dienen der gepflegten Provokation) und Chloroformthemen (auf Konsens ausgerichtet) hilft es, die Kerndisziplinen des Lebens zu stärken und - so das Programm - alles zu tun, nur nicht zu langweilen. Vor allem aber ist das Buch geistreich-witzig. Ein wirklicher Lesegenuss, wenn man Intellektualität nicht allzu einseitig und ernst nimmt.

Kontakt > mehr